Zur Fundsituation
Die Arbeiten 2019-2025 der Universität Graz umfassten das Gebiet nördlich von Amargeti in den Kampagnen 2019, 2021, April und Oktober 2022 sowie 2023 und 2024. Die archäologische Untersuchung wurde durch die Auswertung von Luft- und Satellitenbildern, durch Drohnenaufnahmen und durch Bodenradaruntersuchungen unterstützt.
Größere Fundkonzentrationen wurden an den Fundorten Amargeti-Petros Anthropos und Amargeti-Asomatos festgestellt.
Die Flur Petros Anthropos ist wahrscheinlich diejenige, die 1888 von D. G. Hogarth ausgegraben wurde und schon zuvor für ihren Reichtum an Steinstatuetten und Terrakottafiguren bekannt war.
Die in den Orthofotos teilweise feststellbaren rechteckigen Strukturen decken sich mit Fundkonzentrationen südlich und südwestlich der Kirche im Jahr 2021, mit historischen Luftbildern und Satellitendaten sowie mit den Ergebnissen der GPR-Untersuchung im Jahr 2019 (R. Morawetz, A. Milchrahm).
In Vorbereitung und Begleitung der Fotokampagne führte das Team der Uni Graz im April 2022 in diesem Bereich einen Survey durch. Die charakteristischsten Funde waren Scherben glasierter Keramik, aus dem 13./14. Jh. n. Chr., aber auch antike Sigillata, Pithos-Fragmente unbekannten Datums und Fragmente von teilweise mittlelalterlicher Grobkeramik.
Die Analyse der Luftbilder und Satellitendaten durch A. Agapiou und V. Lysandrou im Jahr 2019 wies mehrere kreisförmige Strukturen in Asomatos und eine rechteckige Struktur in Petros Anthropos nach. Die Ergebnisse der Fernerkundung waren die Grundlage für die Untersuchung des Geophysik-Teams. Rainer Morawetz und Andreas Milchrahm setzten Bodenradar ein, um archäologische Überreste im Untergrund der Fundstätten Asomatos und Petros Anthropos aufzuspüren. Die Analyse konnte diese Strukturen jedoch nicht verifizieren.
Die Ausgrabungen im Jahr 2024 zeigten schließlich, dass an dieser Stelle die Ackerkrume nur sehr dünn über dem massiven, anstehenden Fels lag. Diese geologische Situation wird wahrscheinlich die Ursache der unklaren Ergebnisse sein.
Einige isolierte Quadersteine wurden in Amargeti-Xeraargaka, westlich von Petros Anthropos gefunden. Der Fundort Asomatos erbrachte Fragmente von Terrakottafiguren aus geometrisch-archaischer bis hellenistischer Zeit sowie geometrisch-archaische bis hellenistische und römische, mittelalterliche und spätere Waren, mit vielen Fragmenten glasierter Keramik aus dem 13. und 14. Jh. n. Chr. Die Terrakottafiguren wurden als Votivgaben und damit als Hinweise auf ein Heiligtum interpretiert. Die glasierten Töpferwaren wurden mit Gräbern des Friedhofs der zerstörten Kirche (Ag. Asomatos) in Verbindung gebracht. Letztere Vermutung sollte sich bei der Grabung 2024 bestätigen.
Ergebnisse des ersten Surveys Oktober 2019
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Eva Christof, Ute Lohner-Urban, Alexandra Puhm, Sabine Sturmann, Rainer Morawetz, Andreas Milchrahm
Die erste Kampagne konzentrierte sich auf eine allgemeine Analyse der Kulturlandschaft von Amargeti sowie auf intensive Feldbegehungen in den Fluren Asomatos und Petros Anthropos. Die Quadrate von 10 x 10 m bzw. 20 x 20 m erlaubten es, Fundkonzentrationen gut zu erkennen.
Vor allem der Flur Asomatos brachte eine Fülle von Keramik und auch Fragmente archaischer, klassischer und hellenistischer Terrakottafiguren hervor: weibliche und männliche Köpfe, ein Torso und Gliedmaßen von Tieren (und auch Menschen?). Die gesammelten Funde reichen von der archaischen bis zur byzantinischen und mittelalterlichen Periode. Die Einschätzung mancher Keramikfunde als bronzezeitlich hat sich im Nachhinein nicht bestätigt.
Ergebnisse des zweiten Surveys Oktober 2021
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Gabriele Ambros, Ute Lohner-Urban, Alexandra Puhm, Nicole Reitinger
Die zweite Survey-Kampagne konzentrierte sich wieder auf die Fluren Amargeti-Asomatos und Amargeti-Petros Anthropos. Asomatos, ein leicht abfallendes Feld, das nach der darauf befindlichen Kirchenruine benannt ist, hatte sich 2019 als sehr vielversprechend erwiesen. Die gesammelten Funde spiegeln menschliche Aktivitäten von der archaischen bis zur römischen Periode sowie aus der fränkischen und späteren Zeit wider. Dazu zählen hellenistische und römische Keramik und vor allem archaische, klassische und hellenistische Fragmente von Terrakottafiguren sowie die Überreste einer Kirche, Koch- und Vorratsgeschirr sowie glasierte Keramik aus fränkischer Zeit. Die menschlichen Knochen gehören wahrscheinlich zu einem Friedhof unbekannten Datums.
Der Fundort Petros Anthropos erbrachte Keramik, bestehend aus hellenistischer, römischer, mittelalterlicher und späterer(?) Keramik, glasierte Keramik aus fränkischer und späterer Zeit(?) und Dachziegel sowie fragmentierte archaische bis hellenistische(?) Terrakottafiguren. Auf zwei Parzellen wurde eine beträchtliche Anzahl von Steinen gefunden, von denen einige bearbeitet zu sein schienen.
Museumskampagne April 2022
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Ute Lohner-Urban, Laerke Recht, Sabine Sturmann, Gabriele Ambros, Athos Agapiou, Michalakis Christoforou, Vasiliki Lysandrou, Victoria Koiner
Die noch unbearbeiteten Funde der Surveykampagne 2021, die im Archäologischen Museum des Bezirks Pafos aufbewahrt werden, vor allem aus dem Gebiet Petros Anthropos, aber auch aus den Gebieten Loutra tis Regainas und aus einer Grabanlage im Xeros-Tal, wurden im April 2022 gewaschen und dokumentiert.
Die Funde dem Jahr 2021 aus Petros Anthropos setzen sich aus Grobkeramik aus hellenistischer und römischer Zeit, Dachziegeln, wenigen Terrakottafiguren und einigen Steinen zusammen, von denen einige möglicherweise bearbeitet waren (Skulpturen?). Die Funde von Petros Anthropos weisen eindeutig auf Bau-, Lager- und wahrscheinlich Votivaktivitäten hin, wovon Dachziegel, Pithoi, Amphoren sowie Terrakottafiguren und vielleicht auch Steinfiguren zeugen. Zwei Silexsteine aus dem Gebiet Petros Anthropos haben sich als Teile einer modernen Egge erwiesen (mit herzlichem Dank an Dr. S. Raptou für seine Expertise). Ein Silexkern mit Splitternarben könnte von der Herstellung von Silexklingen stammen, vielleicht für ähnliche Zwecke.
Im Gebiet Xeraargaka westlich von Petros Anthropos wurden im Jahr 2021 nur wenige Funde gesammelt (vgl. die Ergebnisse der dritten Kampagne im Oktober 2022).
Südlich des Dorfes Amargeti wurde in der Flur Loutra tis Regainas, in der es eine Badeanlage gegeben haben soll, eine bemerkenswerte Menge an dickwandigen Fragmenten von Vorratsgefäßen oder Baukeramik gefunden, die in die römische Zeit datiert werden.
Am westlichen Rand des Xeros-Tals, gegenüber dem Dorf Keledria, wurden in mehreren geplünderten Kammergräbern undekorierte Keramikfragmente entdeckt.
Die Funde der Surveys 2019 und 2021 wurden von L. Recht gesichtet, die keine charakteristischen prähistorischen Funde feststellen konnte.
Ergebnisse des dritten Surveys Oktober 2022
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Eva Christof, Ute Lohner-Urban, Alexandra Puhm, Nicole Reitinger
Die Untersuchungskampagne vom Oktober 2022 konzentrierte sich auf Amargeti-Asomatos und Amargeti-Petros Anthropos. In Asomatos sammelte das Team Funde aus klassischer, hellenistischer (Terrakottafiguren), römischer, mittelalterlicher und möglicherweise osmanischer Zeit (Keramik) auf. In Petros Anthropos wurden Keramikfragmente aus römischer und mittelalterlicher Zeit nachgewiesen. Bearbeitete Steine (Quader) könnten die Reste eines antiken Gebäudes an dieser Stelle sein, dessen Spuren vielleicht in Satellitendaten zu erkennen sind. Westlich von Petros Anthropos auf einer dreieckigen Landzunge, die von zwei Bächen umschlossen ist und Xeraargaka genannt wird, stammen mehrere bearbeitete Steine wahrscheinlich von antiken Gebäuden. Auf dem Grundstück wurden jedoch nur sehr wenige Keramikfragmente gefunden. Eine größere Konzentration von Keramik wurde hingegen auf dem Nachbargrundstück festgestellt.
Ergebnisse des vierten Surveys September 2023
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Gabriele Ambros, Nicole Reitinger
Der Survey konzentrierte sich auf die Fluren Asomatos und Petros Anthropos und erbrachte in der Flur Asomatos Fragmente von weiblichen und männlichen Figurinen sowie von Tierfiguren.
In der Flur Petros Anthropos wurden einige Fragmente von Tier- und undefinierbaren Terrakotten sowie Keramik aus hellenistischer oder römischer (Amphoren- und Unguentariumfragment) und nachantiker Zeit aufgesammelt. Notiert, aber nicht aufgesammelt, wurden außerdem zahlreiche Dachziegelfragmente. Mehrere bearbeitete Steine könnten Reste von Mauersteinen sowie von Skulpturen gewesen sein.
Ergebnisse der Grabungs- und Surveykampagne März / April 2024
Teammitglieder: Gabriele Koiner, Gabriele Ambros, Kerstin Bauer, Paul Bayer, Ute Lohner-Urban, Alexandra Puhm, Kilian Salbrechter, Stefan Schöllnast, Christian Steueregger; Gäste: Christine und Leonhard Rabensteiner, Renate Duftschmid; Florian Mauthner und Mitarbeiter:innen; Katharina Koiner, Isabella Koiner, Victoria Koiner, Amelie Lang, Alexander Schmid
Die ermutigenden Survey-Ergebnisse der Jahre 2019–2023 in der Flur Asomatos führten im März und April 2024 zu einer Grabung, um die Funde mit baulichen, eventuell antiken Strukturen, in Verbindung zu bringen. Es wurden die Sondagen A (südlich der ruinösen Kirche des Ag. Asomatos), B und C (nordwestlich der Kirche) angelegt.
Die Kirche selbst wurde gereinigt und fotografisch sowie geodetisch aufgenommen. Sie ist nach Osten ausgerichtet und besaß eine rechteckige Vorhalle oder Eingangssituation im Westen. Sie misst 5,40 m bzw. 7,25 m inkl. Eingangssituation in der Länge. Das Mörtelmauerwerk ist im Inneren nur mehr bis zu einer Höhe von ca. 30 cm erhalten. Das Innere der Kirche war mit losen Platten ausgelegt. Nahe der Apsis wurde ein metallenes Proskynitarion errichtet, das nach wie vor von Gläubigen besucht wird und in dem eine Ikone und Opferlichter aufgestellt sind.
In der Sondage A wurden mehrere Gräber von zumeist Erwachsenen in West-Ost-Ausrichtung dokumentiert. Den Überresten eines Kleinkindes war ein Bronzeamulett beigegeben, dem Grab eines Erwachsenen eine mittelalterliche Glasurschüssel zu seinen Füßen. Dieses und andere Gräber in den Sondagen A und B zeichneten sich durch eine Abdeckung, manchmal auch durch eine seitliche Begrenzung mit Steinplatten unterschiedlichen Formats aus. In keinem Fall konnte ein Sarg nachgewiesen werden. Südlich der Gräber fanden sich in einer Grube mittelalterliche fragmentierte Keramikgefäße und die Reste eines noch undefinierten Geräts aus Bronze.
In der Sondage B wurden mehrere Gräber, ebenfalls West-Ost orientiert, freigelegt. Im Großteil dieser Gräber fanden sich ebenfalls fragmentierte Glasurschüsseln zu den Füßen der Bestatteten. In dieser Sondage war ein großer Verlust an Terrain feststellbar, bedingt durch Erosion und landwirtschaftliche Tätigkeit. Dadurch lagen die Gräber sehr knapp unter der Oberfläche, die menschlichen Überreste und Glasurschüsseln waren in den meisten Fällen nur mehr fragmentarisch anzutreffen. Die Gräber wurden direkt über und manchmal auch zwischen den anstehenden, massiven Felsen angelegt. Wie auch in Sondage A, wurden in den Grabverfüllungen antike Terrakottafragmente (von menschlichen Figurinen, aber auch von Tierfiguren) entdeckt. Besonders in Sondage B fanden sich Fragmente von zypro-geometrischer/ archaischer Keramik.
Die Gräber waren Teil des Friedhofs der kleinen Kirche. Durch die Glasurschüsseln kann zumindest eine Belegungszeit ab dem späten 12. bzw. frühen 13. Jh. festgelegt werden. Die Kirche ist in osmanischer Zeit archivalisch nachgewiesen, das Ende ihrer Benutzung ist unklar, spätestens im 20. Jh. wurde sie als Steinbruch benutzt. Eine Nachnutzung ist durch das Aufstellen des Proskynitarions belegt.
Sondage C zeichnete sich durch eine hohe Funddichte von antiker (darunter zypro-geometrischer/ archaischer Keramik und Terrakotten) in den oberen 10–20 cm aus. Darunter folgt, wie in den Sondagen A und B, massiver, anstehender, klüftiger Fels. Die Kluftfüllungen waren fundleer.
Es konnten keine antiken architektonischen Strukturen festgestellt werden. Diese wurden vielleicht beim Bau der Kirche beseitigt oder überbaut. Daher ließ sich die Hypothese eines antiken Heiligtums nicht bestätigen.
Begleitend zur Grabung wurde ein Survey durchgeführt, in dem Terrakotten und Keramik von zypro-geometrischer/ archaischer Zeit bis in hellenistische Zeit aufgesammelt und dokumentiert werden konnten. Diese Fragmente gehören zu menschlichen und Tierfigurinen von Miniatur- bis zumindest Lebensgröße, model- und handgeformt, in Snow-Man-Technik und reliefartigen Figurinen mit Gewanddetails sowie einzelnen Körperteilen (Locken, Hände, Füße, Arme, Beine). Als besonderer, fast komplett erhaltener Fund vor dem Abtragen von Sondage C kann die Entdeckung einer Terrakotta-Figurine eines Temple Girls gelten.